Lieferantenmanagement

BASF bezieht eine Vielzahl an Rohstoffen, technischen Gütern und Dienstleistungen. Unsere Lieferanten sind ein wichtiger Teil unserer Wertschöpfungskette. Unser Anspruch ist es, mit unserer professionellen Einkaufsorganisation Wettbewerbsvorteile für BASF zu sichern. Gleichzeitig wollen wir gemeinsam mit unseren Lieferanten die Nachhaltigkeit in der Lieferkette verbessern und Risiken minimieren.

Die Grafik stellt die verschiedenen Stationen entlang der Wertschöpfungskette dar. Das jeweils hellblau hervorgehobene Feld zeigt an, welche Station im jeweiligen Kapitel thematisiert wird. (hier: Lieferanten) (Grafik)

Strategie

Neben einer zuverlässigen Versorgung mit Rohstoffen, technischen Gütern und Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen steht die gemeinsame Wertschöpfung im Vordergrund unserer Zusammenarbeit mit Lieferanten 1. Wir arbeiten offen und transparent zusammen, um langfristig Vorteile für beide Seiten zu generieren.

Unser nachhaltigkeitsorientiertes Management der Lieferkette trägt zum Risikomanagement bei. Unsere Standards und Prozesse hierzu haben wir in global gültigen Richtlinien definiert. Diese entwickeln wir kontinuierlich weiter. Mit einem risikobasierten Ansatz wollen wir Nachhaltigkeitsrisiken in unseren Wertschöpfungsketten bestmöglich identifizieren und bewerten, um die Nachhaltigkeitsleistung gemeinsam mit unseren Lieferanten zu verbessern. Fortschritte überprüfen und dokumentieren wir abhängig vom Grad des Risikos in regelmäßigen Abständen. Unsere Mitarbeitenden mit Einkaufsverantwortung schulen wir fortlaufend zu den Themen nachhaltigkeitsorientiertes Lieferantenmanagement und verantwortungsvolle Beschaffung. Im Jahr 2020 nahmen 462 BASF-Mitarbeitende an entsprechenden Trainings teil.

Unsere Erwartungen an Lieferanten haben wir im global gültigen Verhaltenskodex für Lieferanten festgehalten. Bei unseren Lieferanten schaffen wir damit Klarheit über die zu erfüllenden Standards und unterstützen sie bei der Umsetzung unserer Anforderungen. Wir setzen auf verlässliche Lieferbeziehungen und wollen den Beitrag unserer Lieferanten zur nachhaltigen Entwicklung für uns sichtbar machen.

Ziel 2025

Anteil des hinsichtlich Nachhaltigkeit bewerteten relevanten Einkaufsvolumens der BASF-Gruppe

90 %

Ziel 2025

Anteil der Lieferanten, die ihre Nachhaltigkeitsleistung bei einer Folgebewertung verbessert haben

80 %

Wir treiben Nachhaltigkeit in der Lieferkette aktiv voran und haben uns dafür ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2025 wollen wir 90 % des relevanten Einkaufsvolumens 2 der BASF-Gruppe hinsichtlich Nachhaltigkeit bewertet haben und bei Verbesserungsbedarf Aktionspläne entwickeln. Zudem wirken wir bis 2025 darauf hin, dass 80 % der Lieferanten ihre Nachhaltigkeitsleistung bei einer Folgebewertung verbessert haben. 2020 waren 80 % des relevanten Einkaufsvolumens bewertet. Von den im Jahr 2020 wiederbewerteten Lieferanten haben sich 68 % verbessert. Die globalen Ziele sind in den Zielen der für den Einkauf Verantwortlichen verankert.

Weltweiter Einkauf

Unsere über 70.000 Tier-1-Lieferanten leisten einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung in unserem Unternehmen. Wir arbeiten weltweit mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen langfristig und partnerschaftlich zusammen. Sie beliefern uns mit Rohstoffen, Vorprodukten, Investitionsgütern sowie Verbrauchsmaterialien, erbringen eine Vielzahl von Dienstleistungen und sind Innovationspartner. Managementsysteme des Einkaufs, wie Richtlinien und Ziele, werden zentral festgelegt und sind für alle Mitarbeitenden mit Einkaufsverantwortung weltweit bindend.

Im Jahr 2020 haben wir Rohstoffe, Güter oder Dienstleistungen für die eigene Produktion im Wert von circa 31,5 Milliarden € bezogen. Davon wurden rund 90 % lokal 3 beschafft. Es ergaben sich bezüglich unserer Lieferantenstruktur keine wesentlichen Änderungen.

1 BASF betrachtet alle direkten Zulieferer, die im jeweiligen Geschäftsjahr Leistungen für die BASF-Gruppe erbringen, als ihre Tier-1-Lieferanten. Das sind Lieferanten, die uns mit Rohstoffen, Investitionsgütern, Verbrauchsmaterialien sowie Dienstleistungen beliefern. Als Lieferanten kommen natürliche Personen, Unternehmen oder juristische Personen des öffentlichen Rechts in Frage.

2 Unter relevantem Einkaufsvolumen verstehen wir das Einkaufsvolumen, das wir mit relevanten Lieferanten umsetzen. Als solche definieren wir Tier-1-Lieferanten, bei denen wir mithilfe unserer Risikomatrizen, durch Einschätzungen unserer Einkäufer oder weiterer Informationsquellen ein hohes Nachhaltigkeitsrisiko identifiziert haben.

3 „Lokal“ bedeutet, dass bei einem Lieferanten beschafft wird, der in der gleichen Region (nach BASF-Definition) sitzt wie die beschaffende Gruppengesellschaft.

Erwartungen an unsere Lieferanten

Gemeinsam mit unseren Lieferanten möchten wir die Nachhaltigkeit in der Lieferkette verbessern. Daher erwarten wir von unseren Lieferanten, dass sie geltende Gesetze in vollem Umfang einhalten und international anerkannte Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Standards befolgen. Wir erwarten zudem, dass sich unsere Lieferanten bemühen, diese Standards auch bei ihren Lieferanten und Zulieferern umzusetzen. Unsere Lieferanten fordern wir dazu auf, unseren Verhaltenskodex für Lieferanten anzuerkennen, zu unterstützen und zu befolgen – oder ihr Engagement für die im Verhaltenskodex aufgeführten Prinzipien zum Beispiel durch einen eigenen Verhaltenskodex nachzuweisen und sicherzustellen. Unser Verhaltenskodex für Lieferanten basiert auf international anerkannten Richtlinien, wie den Prinzipien des UN Global Compact, den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie den Themenfeldern der Responsible-Care-Initiative. Der Verhaltenskodex umfasst unter anderem die Einhaltung von Menschenrechten, den Ausschluss von Kinder- und Zwangsarbeit, die Gewährleistung von Arbeits- und Sozialstandards sowie Antidiskriminierungs- und Antikorruptionsvorgaben und den Schutz der Umwelt. Der Verhaltenskodex ist in den für unsere Lieferanten relevantesten Sprachen verfügbar und ist konzernweit in elektronischen Bestellsystemen und Einkaufsbedingungen integriert. Im Jahr 2020 haben sich 4.918 neue Lieferanten zu unserem Verhaltenskodex bekannt.

BASF behält sich das Recht vor, Audits oder Bewertungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass Lieferanten die geltenden Gesetze, Regeln und Standards einhalten. BASF behält sich weiterhin das Recht vor, Geschäftsbeziehungen abzubrechen, wenn gegen internationale Prinzipien verstoßen wird, keine Maßnahmen ergriffen werden, um derartige Verstöße zu beheben, oder systematische Verstöße erkennbar sind. Mögliche Verstöße gegen Gesetze, Regeln und Standards können weltweit – auch anonym – bei unseren mehr als 50 extern betriebenen Compliance-Hotlines gemeldet werden. Jeder Fall wird erfasst und untersucht, um bei Bedarf geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Auswahl und Bewertung unserer Lieferanten

Bei der Auswahl unserer Lieferanten sowie der Beurteilung neuer und bestehender Lieferbeziehungen sind für uns neben wirtschaftlichen Kriterien auch Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Standards relevant. Die Auswahl, Bewertung und Auditierung von Lieferanten sind daher wichtige Bestandteile unseres nachhaltigen Lieferkettenmanagements. Vorgehen und Verantwortlichkeiten sind in einer global gültigen Richtlinie festgelegt. Aufgrund des Umfangs unseres Lieferantenportfolios erfolgt die Bewertung unserer Lieferanten risikobasiert und beinhaltet sowohl Materialität als auch länder- und industriespezifische Risiken. Als Informationsbasis dienen außerdem die Einschätzungen unserer Mitarbeitenden im Einkauf sowie Informationen aus internen und externen Datenbanken, zum Beispiel Bewertungen von „Together for Sustainability“ (TfS).

Lieferanten mit hohem potenziellem Nachhaltigkeitsrisiko lassen wir durch Dritte überprüfen. Dies geschieht entweder im Rahmen von Nachhaltigkeitsbewertungen oder durch Vor-Ort-Audits. Die Liste der zu überprüfenden Lieferanten wird jährlich aktualisiert. Die Nachhaltigkeitsbewertungen und Vor-Ort-Audits erfolgen größtenteils im Rahmen von TfS. Im Jahr 2020 wurden in unserem Auftrag insgesamt 50 Standorte von Rohstofflieferanten zu Nachhaltigkeitsstandards auditiert. Für 628 Lieferanten haben wir eine Nachhaltigkeitsbewertung erhalten. Darüber hinaus berücksichtigen wir bei der Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung unserer Lieferanten weitere Zertifizierungen und externe Audits, zum Beispiel des Roundtable on Sustainable Palm Oil. Je nach geschäftlichen Anforderungen führen wir bei ausgewählten Lieferanten zudem eigene Responsible-Care-Audits durch.


Together for Sustainability (TfS)

BASF ist Gründungsmitglied von „Together for Sustainability“ (TfS). Die Initiative wurde 2011 etabliert, um die Nachhaltigkeit in der Lieferkette zu verbessern. Im Fokus steht die weltweite Vereinheitlichung und Vereinfachung von Lieferantenbewertungen und -audits. Dies erhöht die Transparenz und schafft Synergien. Lieferanten müssen nur einmal einen Bewertungsprozess durchlaufen. Die Ergebnisse sind anschließend für alle TfS-Mitglieder über eine Datenbank abrufbar und werden gegenseitig anerkannt – was auf beiden Seiten Zeit und Geld spart. Die Beurteilung von Lieferanten erfolgt durch unabhängige Sachverständige entweder im Rahmen von Vor-Ort-Audits oder durch Nachhaltigkeitsbewertungen (Online-Assessments). Letztere werden einheitlich durch die auf Nachhaltigkeitsanalysen spezialisierte Rating-Agentur EcoVadis durchgeführt.

Ende 2020 zählte TfS 29 Mitglieder mit einem kumulierten Einkaufsvolumen von rund 227 Milliarden €. Insgesamt wurden 258 Audits und 4.675 Online-Assessments durchgeführt. Als TfS-Mitglied stellt sich BASF selbst der Bewertung und gehörte im Jahr 2020 zu den bestbewerteten Unternehmen. Mit 80 Punkten beim nachhaltigen Einkauf zählt BASF weltweit zu den Top 1 % in dieser Kategorie.

Together for Sustainability (TfS) (Foto)

Ergebnis der Prüfungen

Die Ergebnisse der Nachhaltigkeitsbewertungen und Vor-Ort-Audits analysieren wir sorgfältig und dokumentieren diese in einer zentralen Datenbank. Bei der Überprüfung unserer Lieferanten haben wir in den vergangenen Jahren Anpassungsbedarf in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance identifiziert. Hierzu gehören beispielsweise der Umgang mit Abfällen oder Abweichungen bei Arbeitssicherheitsmaßnahmen und arbeitsrechtlichen Vorgaben. Bei Folgebewertungen im Jahr 2020 konnten wir Verbesserungen feststellen. Hierzu zählen beispielweise die korrekte Lagerung gefährlicher Stoffe, die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen, die Umsetzung von Maßnahmen zur Arbeits- und Anlagensicherheit, die korrekte Umsetzung von Notfallplänen sowie die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorgaben. Kinderarbeit sowie gefährliche Arbeit und Überstunden, geleistet von Personen unter 18 Jahren, haben wir 2020 in keinem Fall unserer Prüfungen vorgefunden.

Im Januar 2020 fand bei unserem Platinlieferanten Sibanye-Stillwater in Marikana/Südafrika 4 eine vollständige bergbauspezifische Re-Auditierung gemäß den TfS-Standards statt, um die Situation nach den vorangegangenen Audits in den Jahren 2015 und 2017 erneut zu bewerten. Im Ergebnis konnten bei Sibanye-Stillwater grundsätzlich solide Managementsysteme guter Industriepraxis nach internationalen Standards festgestellt werden, vor allem im Bereich „Gesundheit und Sicherheit“. Die erheblichen Bemühungen von Sibanye-Stillwater im Bereich des sozialen Engagements seit der Übernahme von Lonmin im Jahr 2019 wurden ebenso gewürdigt wie die Einrichtung eines inklusiven Stakeholder Engagement Forum. Dazu gehört auch die Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen Sibanye-Stillwater und den Behörden bei der Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort. Zudem empfahl das Audit-Team, die Implementierung und das Monitoring der Strategie zum sozialen Engagement weiter konsequent zu verfolgen.

Handlungsbedarf wurde unter anderem in den Bereichen „Gesundheit und Sicherheit“ sowie „Umwelt“ identifiziert, zum Beispiel bei der Lagerung von korrosiven Substanzen, der Leistungsfähigkeit der Brandbekämpfung oder der Einhaltung von Schadstoffgrenzwerten in Boden und Wasser. Alle im Rahmen der Auditierung festgestellten Abweichungen wurden in einem Handlungsplan erfasst. BASF und Sibanye-Stillwater tauschen sich vierteljährlich über die Fortschritte bei der Umsetzung aus. Die Verbesserungen wurden wie geplant bis Ende 2020 dokumentiert. Sibanye-Stillwater ist Mitglied und Unterstützer der von BASF mitinitiierten Nachhaltigkeitsinitiative der International Platinum Group Metals Association (IPA). Zu den Maßnahmen dieser Initiative zählen die Durchführung umfassender Nachhaltigkeitsaudits und der Austausch über Erfolgsfaktoren. BASF hat den regelmäßigen Dialog mit lokalen Stakeholdern im Jahr 2020 fortgesetzt.

Auch mit unserem Lieferanten Nornickel tauschen wir uns regelmäßig zu Nachhaltigkeitsfragen sowie zu weiteren relevanten Aspekten der Zusammenarbeit aus. Hierzu zählen aktuelle Ereignisse sowie die Erkenntnisse aus den bergbauspezifischen TfS-Audits, die im Jahr 2017 an den Nornickel-Standorten Polar und Kola (beide Russland) sowie in Harjavalta/Finnland durchgeführt wurden. Zur Behebung von Umwelt- und Produktionsrisiken wurde dabei Anpassungsbedarf in den Bereichen Abfall, Abwasser, Emissionen und Landrehabilitierung identifiziert. Einige Punkte wurden seither umgesetzt, während andere als Bestandteil der standortspezifischen Handlungspläne noch ausstehen. Darüber hinaus hat sich Nornickel zu einer Zertifizierung nach den Standards des International Council on Mining and Metals (ICMM) und der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA) verpflichtet. Dies beinhaltet umfassende Audits, die für 2021 geplant sind.

Lieferantenentwicklung

Mit der TfS-Bewertung verfolgen wir einen risikoorientierten Ansatz mit klar definierten BASF-spezifischen Folgeprozessen. Wenn wir Abweichungen hinsichtlich unserer Standards identifizieren, fordern wir unsere Lieferanten dazu auf, Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln und innerhalb eines angemessenen Zeitraums umzusetzen. Dabei unterstützen wir sie. Ein Beispiel hierfür ist die Durchführung von Trainings in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance. Im Rahmen einer Kooperation mit der East China University of Science and Technology in Schanghai/China haben wir im Jahr 2020 Mitarbeitende von 43 chinesischen Lieferanten weitergebildet.

Im Rahmen von TfS wurden Trainings für Lieferanten konzipiert, die bereits eine Nachhaltigkeitsbewertung haben und bei denen Verbesserungspotenzial im Bereich Umwelt, Soziales und Corporate Governance vorhanden ist. Im Jahr 2020 wurden dazu von TfS Schulungen mit mehr als 1.000 Teilnehmenden in China und Brasilien durchgeführt. Zudem erarbeitet die TfS Supplier Academy Trainingsmöglichkeiten für unsere Lieferanten weltweit. Die Implementierung wird im Jahr 2021 erfolgen.

Fortschritte bei unseren Lieferanten überprüfen wir nach einem definierten Zeitraster, das sich am identifizierten Nachhaltigkeitsrisiko orientiert – spätestens jedoch nach fünf Jahren. Bei anhaltenden schwerwiegenden Verstößen gegen unsere im Verhaltenskodex für Lieferanten definierten Standards oder internationale Prinzipien behalten wir uns vor, kommerzielle Sanktionen zu verhängen. Diese können bis zur Beendigung der Geschäftsbeziehung reichen. Im Jahr 2020 wurde dies in vier Fällen beschlossen.

4 Im Jahr 2012 endete ein länger andauernder Streik in einer Mine von damals Lonmin Plc, London/Vereinigtes Königreich, in Marikana/Südafrika in einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen in der Mine Arbeitenden und der bewaffneten südafrikanischen Polizei. Dabei kamen auch Mitarbeitende des Platinlieferanten Lonmin zu Tode. Mit der Übernahme von Lonmin durch Sibanye-Stillwater im Jahr 2019 ist die Marikana-Mine in den Besitz von Sibanye-Stillwater übergegangen.