BASF-Bericht 2021

Rohstoffe

Die Grafik stellt die verschiedenen Stationen entlang der Wertschöpfungskette dar. Das jeweils hellblau hervorgehobene Feld zeigt an, welche Station im jeweiligen Kapitel thematisiert wird. (hier: BASF) (Grafik)

Im Jahr 2021 hat BASF insgesamt etwa 35.000 verschiedene Rohstoffe von über 6.500 Lieferanten bezogen. Der möglichst effiziente und verantwortungsvolle Einsatz von Ressourcen und das Konzept der Kreislaufwirtschaft sind fest in unserer Strategie und unserem Handeln verankert – zum Beispiel durch unsere Verbundstruktur oder den verstärkten Einsatz von nachwachsenden und recycelten Rohstoffen. Von unseren Lieferanten erwarten wir, dass sie bei der Gewinnung und Produktion von Rohstoffen verantwortungsvoll agieren.

Auf einen Blick

35.000

verschiedene Rohstoffe bezogen

1,3 Mio. Tonnen

nachwachsende Rohstoffe beschafft

  • BASF-Verbundkonzept ermöglicht effizienten Ressourceneinsatz
  • Recycelte und erneuerbare Rohstoffe gewinnen an Bedeutung
  • Zahlreiche Projekte für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Strategie

Unsere Strategie deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der verantwortungsvollen Beschaffung über die effiziente Nutzung und Wiederverwertung von Rohstoffen in unseren Prozessen bis hin zur Entwicklung von ressourcenschonenden Lösungen für unsere Kunden. Mit Prozess- und Produktinnovationen wollen wir Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln und so den Wandel hin zu einem System geschlossener Wertschöpfungskreisläufe beschleunigen. Bei der Auswahl von Lieferanten und Rohstoffen berücksichtigen wir neben ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien auch Aspekte wie Produkt- und Versorgungssicherheit.

Die Erwartungen an unsere Lieferanten haben wir in unserem Verhaltenskodex für Lieferanten festgeschrieben. Lieferanten in kritischen Lieferketten unterziehen wir einer tieferen Betrachtung, zum Beispiel bei mineralischen Rohstoffen, nachwachsenden Rohstoffen wie Palmkernöl, bei einigen Pigmenten oder stark toxischen Substanzen. Dabei werden vorgelagerte Wertschöpfungsstufen auf schwerwiegende Nachhaltigkeitsrisiken untersucht und, wenn notwendig, geeignete Abhilfemaßnahmen identifiziert. In gemeinsamen Initiativen mit Lieferanten und weiteren Partnern entwickeln und erproben wir zudem Ansätze für eine nachhaltigere Rohstoffversorgung. Beispiele sind unsere Kooperationen und Investitionen zum Recycling von Batterien oder unsere gemeinsamen Aktivitäten für zertifiziert nachhaltige Lieferketten bei nachwachsenden Rohstoffen wie Palm-, Palmkern- und Rizinusöl.

Für den möglichst effizienten Einsatz von Rohstoffen in unseren eigenen Prozessen ist das BASF-Verbundkonzept von zentraler Bedeutung: Durch die intelligente Verknüpfung und Steuerung unserer Anlagen und Prozesse entstehen effiziente Wertschöpfungsketten. Nebenprodukte einer Fabrik werden an anderen Stellen als Einsatzstoffe genutzt. Dadurch sparen wir Rohstoffe und Energie. Zugleich eröffnet der Verbund zahlreiche Möglichkeiten für den Einsatz nachwachsender und recycelter Rohstoffe. Dieses Potenzial wollen wir künftig stärker nutzen. So treiben wir zum Beispiel im Projekt ChemCycling™ das chemische Recycling von gemischten Kunststoffabfällen und Altreifen voran.

Die Themen Ressourceneffizienz und verantwortungsvoller Umgang mit Rohstoffen gewinnen auch bei unseren Kunden an Bedeutung. Wir arbeiten daher kontinuierlich daran, den Rohstoffverbrauch bei der Herstellung unserer Produkte zu verringern, zum Beispiel durch effizientere Verfahren, innovative Technologien oder den Einsatz von nachwachsenden und recycelten Rohstoffen. Hierdurch können wir unseren Kunden Lösungen mit einem höheren Beitrag zur Nachhaltigkeit anbieten, etwa einem geringeren CO2-Fußabdruck oder einer besseren biologischen Abbaubarkeit. Zudem verbessern unsere Produkte an vielen Stellen die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit unserer Kunden. So erhöhen zum Beispiel BASF-Additive die Lebensdauer und mechanische Recyclingfähigkeit von Kunststoffen, was fossile Ressourcen spart und CO2-Emissionen vermeidet.

Fossile und petrochemische Rohstoffe

Gas und erdölbasierte petrochemische Grundstoffe wie Naphtha und Benzol zählen, bezogen auf das Volumen, zu den wesentlichen Ausgangsstoffen für BASF. Flüssiggas und Erdgas nutzen wir größtenteils zur Erzeugung von Energie und Dampf sowie zur Herstellung wichtiger Basischemikalien wie Ammoniak oder Acetylen. Naphtha speisen wir vor allem in unsere Steamcracker ein. Dort wird es unter anderem in Ethylen und Propylen aufgespalten – beides wichtige Ausgangsstoffe für zahlreiche Wertschöpfungsketten. Aromaten wie Benzol oder Toluol setzen wir unter anderem zur Herstellung von technischen Kunststoffen ein. Durch einen hohen Grad an Vorwärts- und Rückwärtsintegration können wir viele Ausgangsstoffe für unsere Wertschöpfungsketten effizient und ressourcenschonend innerhalb des BASF-Verbunds herstellen. Dies erhöht die Versorgungssicherheit und verringert die Abhängigkeit von externen Bezugsquellen auf einige wenige Schlüsselrohstoffe. Diese beziehen wir zur Minimierung von Versorgungsrisiken von unterschiedlichen Lieferanten.

Im Zuge unserer Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit prüfen wir fortlaufend, ob wir fossile und petrochemische Rohstoffe durch nicht-fossile Alternativen ersetzen können. Hierbei wägen wir ökonomische, ökologische und soziale Aspekte, aber auch wichtige Kriterien wie Versorgungs- und Produktsicherheit sorgfältig gegeneinander ab. Wir streben an, den Anteil von erneuerbaren und recycelten Rohstoffen in unseren Wertschöpfungsketten zu erhöhen. Dies ist sowohl bei der Energieversorgung als auch bei der Rohstoffversorgung der kohlenstoffbasierten organischen Chemie mit Herausforderungen und Zielkonflikten verbunden. So kann der Einsatz von erneuerbaren Energien mit Mehrkosten verbunden sein, was Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit haben kann. Ein weiteres Spannungsfeld ergibt sich beispielsweise aus der verstärkten Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, die mit einem erhöhten Flächenverbrauch einhergehen kann. Durch einen intensiven Dialog mit unseren Stakeholdern sensibilisieren wir für diese Zielkonflikte. Zudem engagieren wir uns in Nachhaltigkeitsinitiativen, um gemeinsam mit Partnern Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Gut zu wissen

Das Massenbilanz-Prinzip

Viele BASF-Wertschöpfungsketten nehmen ihren Anfang in Synthesegas-Anlagen und Steamcrackern. Dort werden fossile Rohstoffe, größtenteils Erdgas und Naphtha, zu Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgesetzt oder in wichtige Grundprodukte wie Ethylen und Propylen aufgespalten. Hieraus entstehen im BASF-Verbund viele tausend Produkte. Zusätzlich zu fossilen Rohstoffen können in unsere Anlagen auch biobasierte und recycelte Rohstoffe eingespeist werden, etwa Biomethan, Bionaphtha oder Pyrolyseöl. Durch die gleichzeitige Verarbeitung von fossilen, biobasierten und recycelten Rohstoffen können die Ausgangsmaterialien nicht unmittelbar den daraus hergestellten Folgeprodukten zugeordnet werden. Mithilfe des von unabhängigen Dritten über-wachten Massenbilanz-Prinzips und einer Zertifizierung (zum Beispiel REDcert2-Standard für die chemische Industrie) kann der Anteil an biobasierten oder recycelten Rohstoffen den Folgeprodukten jedoch rechnerisch zugeschrieben werden (Allokation) – ähnlich dem seit Jahren etablierten Ökostrom-Prinzip, bei dem Energie aus erneuerbaren Quellen in das Netz eingespeist und anschließend an einzelne Abnehmer weiterverrechnet wird.

Die massenbilanzierten Produkte unterscheiden sich in ihrer Qualität nicht von konventionell hergestellten Produkten, haben aber aufgrund der Nutzung von biobasierten oder recycelten Rohstoffen eine bessere Nachhaltigkeitsbilanz. Das Verfahren wird bereits bei über 700 BASF-Produkten (2020: ~200 Produkte) angewendet – beispielsweise bei technischen Kunststoffen wie Polyamid, Superabsorbern, Dispersionen oder Zwischenprodukten. Um verschiedene Allokationsmethoden und Zertifizierungen für massenbilanzierte Produkte zu harmonisieren und zu standardisieren, bringen wir unsere Expertise in zahlreiche Stakeholder-Plattformen ein, unter anderem die Circular Plastics Alliance der Europäischen Kommission.

Das Massenbilanz-Prinzip (Foto)

Nachwachsende Rohstoffe

Neben fossilen Rohstoffen setzen wir nachwachsende Rohstoffe ein, hauptsächlich basierend auf pflanzlichen Ölen, Fetten, Getreide, Zucker und Holz. Im Jahr 2021 haben wir rund 1,3 Millionen Tonnen nachwachsende Rohstoffe beschafft. Wir nutzen diese etwa zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Wasch- und Reinigungsmittel­industrie oder zur Gewinnung von natürlichen Wirkstoffen für die Kosmetikindustrie. Darüber hinaus speisen wir nachwachsende Rohstoffe wie Biomethan oder Bionaphtha als Ersatz für fossile Rohstoffe in unseren Verbund ein. Über den sogenannten Massenbilanz-Ansatz lässt sich die eingesetzte Menge an nachwachsenden Rohstoffen rechnerisch einer Vielzahl von Endprodukten zuordnen (siehe Kasten oben). Beispiele sind die biomassenbilanzierten Bindemittel Acronal® Eco und Joncryl® MB für lösungsmittelfreie Farben und Lacke, der Superabsorber HySorb® Biomass Balanced, verschiedene biomassenbilanzierte Varianten in den Produktreihen Trilon®, Sokalan® und Protectol® für die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie oder die biomassenbilanzierten Varianten unserer Dämmstoffe Styropor®, Neopor® und Styrodur®.

Wie beim Einsatz fossiler Rohstoffe betrachten wir auch bei nachwachsenden Rohstoffen deren Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsthemen in der Wertschöpfungskette. Neben positiven Effekten, wie einer Einsparung von Treibhausgasemissionen, können sich – je nach Rohstoff – auch negative Effekte ergeben, zum Beispiel in den Bereichen Biodiversität, Landnutzung oder Arbeitsbedingungen. Daher wägen wir beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe positive und negative Auswirkungen sorgfältig gegeneinander ab, zum Beispiel mithilfe von Ökoeffizienz-Analysen. Darüber hinaus berücksichtigen wir bei unseren Entscheidungen anerkannte Zertifizierungsstandards, etwa des Roundtable on Sustainable Palm Oil.

Durch Maßnahmen, Projekte und ein gezieltes Engagement in Initiativen wollen wir rohstoffspezifische Risiken minimieren und die Nachhaltigkeit in unseren Lieferketten steigern. Dabei konzentrieren wir unser Engagement auf Wertschöpfungsketten, die mengenmäßig relevant sind oder in denen es noch an Zertifizierungsstandards fehlt. Zudem arbeiten wir an Produktinnovationen sowie an der Weiterentwicklung unserer Herstellungsprozesse, um die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit nachwachsender Rohstoffe zu verbessern. So entwickeln wir etwa innovative Verfahren wie Biokatalyse und Fermentation zur Herstellung von Vitaminen und Enzymen oder treiben die Weiße Biotechnologie zur Herstellung von chemischen Bausteinen aus nachwachsenden Rohstoffen voran.

Zu unseren wichtigsten nachwachsenden Rohstoffen zählen Palmöl und Palmkernöl sowie deren Derivate. Wir nutzen diese Rohstoffe hauptsächlich zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Kosmetik-, Wasch-, Reinigungs- und Nahrungsmittelindustrie. Wir wollen sicherstellen, dass palmbasierte Rohstoffe aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. Dafür unterstützen wir seit 2004 aktiv den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) und bringen uns in weitere nationale und internationale Initiativen ein, zum Beispiel in das deutsche Forum Nachhaltiges Palmöl, die polnische Koalition Polska Koalicja ds. Zrównowazonego Oleju Palmowego oder die Organisation High Carbon Stock Approach. Basierend auf unserem gruppenweit gültigen Verhaltenskodex für Lieferanten, haben wir unsere Erwartungen an Lieferanten in der palmbasierten Wertschöpfungskette in einer ergänzenden Beschaffungsrichtlinie festgeschrieben (BASF Palm Sourcing Policy). Darin werden Aspekte wie der Schutz von Wäldern und Torfland, die Wahrung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten, die Einbeziehung von kleinbäuerlichen Strukturen oder Standards bei Zertifizierung und Rückverfolgbarkeit adressiert. Im „BASF Palm Progress Report“ berichten wir jährlich über unsere Maßnahmen und Fortschritte für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Wertschöpfungskette.

Im Jahr 2021 haben wir 242.946 Tonnen Palmöl und Palmkernöl eingekauft (2020: 227.213 Tonnen). Unsere freiwillige Selbstverpflichtung, ausschließlich RSPO-zertifiziertes Palmöl und Palmkernöl zu beziehen, haben wir erneut erfüllt. Im Vergleich zur Beschaffung von konventionellem Palmöl und Palmkernöl konnten dadurch mehr als 330.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden. Unsere freiwillige Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Beschaffung wollen wir bis 2025 auch auf die wesentlichen Zwischenprodukte 1 auf Basis von Palmöl und Palmkernöl erweitern. Ende 2021 konnten wir 96 % unserer Gesamtmenge an palmbasierten Rohstoffen bis zur Ölmühle zurückverfolgen (2020: 95 % 2). Darüber hinaus haben wir die RSPO-Lieferkettenzertifizierung unserer Standorte für kosmetische Inhaltsstoffe weiter vorangetrieben. Ende 2021 waren weltweit 26 Produktionsstandorte RSPO-zertifiziert (2020: 25). Einhergehend mit einem höheren Bewusstsein für Nachhaltigkeit, verzeichnen wir bei unseren Kunden weiterhin eine steigende Nachfrage nach zertifizierten palmbasierten Produkten. Unser Angebot an zertifiziert nachhaltigen Produkten erweitern wir entsprechend dem Massenbilanz-Lieferkettenmodell des RSPO. Mit diesem Ansatz bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, ihren Verpflichtungen gegenüber Kunden, Verbrauchern und Interessengruppen nachzukommen.

Wir beziehen unsere palmbasierten Rohstoffe größtenteils aus Malaysia und Indonesien. Rund ein Drittel der dort produzierten Gesamtmenge stammt aus kleinbäuerlichen Strukturen. Um unsere Zulieferbasis für RSPO-zertifizierte Palmprodukte auszuweiten und gleichzeitig kleinbäuerliche Strukturen sowie nachhaltige Produktionsweisen vor Ort zu stärken, arbeiten wir in Indonesien seit 2019 mit The Estée Lauder Companies, dem RSPO sowie Solidaridad zusammen. Das Projekt in der Provinz Lampung unterstützt rund 1.000 unabhängige Kleinbauern bei der Verbesserung ihrer Existenzgrundlage und einer nachhaltigen Produktion von Palmöl und Palmkernöl. Der Fokus liegt auf effizienten und nachhaltigen Anbaumethoden, Gesundheit und Sicherheitsstandards. Ziel ist es, dass mindestens ein Drittel der am Programm Teilnehmenden nach drei Jahren gemäß dem Smallholder Standard von RSPO zertifiziert wird.

Ebenfalls für BASF von Bedeutung, wenngleich mengenmäßig in deutlich geringerem Umfang, ist Rizinusöl. Wir verwenden es unter anderem zur Herstellung von Kunststoffen, von Inhaltsstoffen für Farben und Lacke sowie für Produkte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie. Mit dem Ziel, eine zertifiziert nachhaltige Lieferkette für Riszinusöl zu etablieren, haben wir im Jahr 2016 gemeinsam mit den Unternehmen Arkema und Jayant Agro sowie der Nichtregierungsorganisation Solidaridad die „Sustainable Castor Initiative – Pragati“ ins Leben gerufen. Sie soll die wirtschaftliche Situation von Rizinusbauern in Indien verbessern und gleichzeitig das Bewusstsein für nachhaltige Anbaumethoden stärken. Indien steht für rund 80 % der weltweit angebauten Rizinusbohnen, größtenteils in kleinbäuerlichen Strukturen. Im Rahmen von Pragati werden kleinbäuerliche Betriebe auf Basis des eigens entwickelten Nachhaltigkeitskodex „SuCCESS“ unter anderem zu Anbaumethoden, effizientem Wassereinsatz, Gesundheit oder dem sicheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geschult. Seit Beginn des Projekts wurden mehr als 5.800 Kleinbauern und über 13.300 Hektar Land für den nachhaltigen Rizinusanbau zertifiziert. Die Erträge auf diesen Flächen liegen um 35 % höher als die für den Erntezyklus 2020/2021 von der lokalen Regierung für die Region veröffentlichten Durchschnittswerte. Die im Jahr 2019 von den Gründern der Pragati-Initiative ins Leben gerufene Sustainable Castor Association (SCA) hat inzwischen – zusätzlich zu „SuCCESS“ – einen Nachhaltigkeitskodex für die weitere Lieferkette erarbeitet. Hierdurch wird es möglich, die aus dem Programm gewonnenen Rizinusbohnen zu zertifiziertem Rizinusöl und Derivaten weiterzuverarbeiten und in die nachgelagerte Lieferkette zu bringen. Nach erfolgreicher Auditierung unserer Lieferkette durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle konnten wir im Jahr 2021 erstmals zertifiziert nachhaltiges Rizinusöl aus dem Programm beziehen. In den kommenden Jahren wollen wir den Anteil dieses Öls an dem von uns benötigten Gesamtvolumen erhöhen.

Unsere Bioaktivstoffe für Kosmetika basieren auf Pflanzen. Durch nachhaltige Beschaffungspraktiken wollen wir Ökosysteme bewahren und den Menschen, die von ihnen abhängen, eine nachhaltige Bewirtschaftung ermöglichen. Hierzu haben wir verschiedene Programme aufgesetzt, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in ganzheitlichen Ansätzen vereinen. Ein Beispiel ist unser Rambutan-Programm in der vietnamesischen Provinz Dong Nai. Dort arbeiten wir seit 2014 mit zwei Kleinplantagen zusammen, die uns mit nachhaltig produzierten und biozertifizierten Rohstoffen versorgen. Die wirtschaftliche Nutzung der bislang als Abfall entsorgten Schalen, Blätter und Samen des Rambutan-Baums ermöglicht den Bauern zusätzliche Einkommensmöglichkeiten und stärkt zugleich unser Produktportfolio an natürlichen Wirkstoffen. Im Fokus der Partnerschaft stehen insbesondere verantwortungsvolle Anbaupraktiken und soziale Inklusion, unter anderem durch Gleichstellung der Geschlechter, sichere Arbeitsbedingungen und faire Einkommen.

Ein weiteres Beispiel für nachhaltige Lieferketten und verantwortungsbewusste Innovation ist unser Produkt Castaline™, basierend auf den Blättern der Edelkastanie. Diese werden im Spätsommer von Waldbesitzern in Frankreich geerntet. Die Kastanienwälder sind biozertifiziert und werden hauptsächlich für den Anbau von Esskastanien genutzt. Indem wir die Blätter als Nebenprodukt der Kastaniengewinnung aufwerten, schaffen wir für die Waldbesitzer zusätzliche Einkommensmöglichkeiten und für unsere Kunden ein Produkt vollständig natürlichen Ursprungs. Ähnliche Initiativen verfolgen wir etwa auch in Marokko für unsere Produkte auf Basis von Argan oder in Indien für unsere Wirkstoffe basierend auf dem Moringa-Baum.

1 Fraktionen und primäre oleochemische Derivate sowie pflanzliche Esteröle

2 Der Wert für 2020 wurde aufgrund einer Datenkorrektur von 96 % auf 95 % angepasst.

Recycelte Rohstoffe

Die Wiederverwertung von Materialien gewinnt aufgrund begrenzter Ressourcen, steigender Nachhaltigkeitsanforderungen in den Märkten und regulatorischer Entwicklungen an Bedeutung. Mit unserem Kreislaufwirtschaftsprogramm wollen wir den Einsatz von recycelten Rohstoffen stärken: Wir haben uns das Ziel gesetzt, ab 2025 weltweit jährlich rund 250.000 Tonnen recycelte und abfallbasierte Rohstoffe anstelle von fossilen Rohstoffen zu verarbeiten.

Einen Schwerpunkt unserer Aktivitäten bildet das chemische Recycling von Kunststoffabfällen. Als Komplementärtechnologie zum mechanischen Recycling kann es dazu beitragen, dass weniger Kunststoffabfälle deponiert oder thermisch verwertet werden. Beim chemischen Recycling werden Kunststoffe in ihre Grundbausteine zerlegt oder in Basischemikalien umgewandelt. Hierfür kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz.

Im Rahmen unseres ChemCycling™-Projekts nutzen unsere Technologiepartner das Verfahren der Pyrolyse, um aus bislang nicht recycelten gemischten Kunststoffabfällen oder Altreifen Pyrolyseöl zu gewinnen. Dieses Pyrolyseöl können wir als Ersatz für fossile Rohstoffe in unseren Verbund einspeisen und daraus neue Produkte herstellen. Diese entsprechen in ihren Eigenschaften exakt den aus fossilen Rohstoffen hergestellten Produkten. Für die Zuordnung des Recycling-Anteils zum Endprodukt verwenden wir einen zertifizierten Massenbilanz-Ansatz. 2021 konnten wir unser Portfolio an diesen sogenannten „Ccycled™“-Produkten weiter ausbauen. Es umfasst inzwischen rund 50 Produkte, die unsere Kunden etwa zur Herstellung von Transportboxen für Medikamente, Hochleistungskunststoffen für die Automobilindustrie, Verpackungsmaterialien oder Funktionstextilien weiterverarbeiten. Darüber hinaus haben wir im Jahr 2021 mit unserem Technologiepartner Quantafuel und Remondis, einem der weltweit führenden Unternehmen in der Abfall- und Wasserwirtschaft, eine Absichtserklärung unterzeichnet. Gegenstand ist die Prüfung einer gemeinsamen Investition in eine Pyrolyseanlage für Kunststoffabfälle.

Weiter vorangetrieben haben wir auch das chemische Recycling gebrauchter Matratzen aus flexiblem Polyurethan. Es beruht auf einem von BASF entwickelten nasschemischen Verfahren. Nach ersten erfolgreichen Versuchen haben unsere Teams das Verfahren im Jahr 2021 weiterentwickelt. Die aus Altmatratzen zurückgewonnenen Vorprodukte können inzwischen zur Herstellung von neuen Polyurethan-Weichschaumblöcken in Matratzengröße eingesetzt werden. Das neue Verfahren wird nun weiter verbessert und im größeren Maßstab erprobt.

Über langjährige Erfahrung und einen hohen Spezialisierungsgrad verfügen wir beim Recycling von Edelmetallen wie Platin, Palladium oder Rhodium. Diese kommen etwa in Autokatalysatoren sowie in Prozess- und Chemiekatalysatoren zum Einsatz. Wir nutzen die von uns zurückgewonnenen Edelmetalle größtenteils als Rohstoff bei der Herstellung neuer Katalysatoren. Durch die Erweiterung unserer Raffinerieanlage in Seneca/South Carolina und den Erwerb der Vermögenswerte von Zodiac Enterprises in Caldwell/Texas bauen wir unsere führende Position für das Recycling von Metallen der Platin-Gruppe weiter aus.

Mit der zunehmenden Nachfrage nach Elektromobilität steigt zudem der Bedarf für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Als führender Hersteller für Batteriematerialien mit künftig lokalen Produktionskapazitäten in den drei Hauptmärkten Asien, Europa und Nordamerika verfügt BASF über umfassendes Know-how in der Batteriechemie und Verfahrenstechnik. Diese Kompetenzen nutzen wir, um gemeinsam mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette auch das Batterierecycling als zusätzliches Wachstumsfeld zu erschließen. Hierdurch wollen wir sicherstellen, dass wertvolle Metalle möglichst lange im Produktionskreislauf verbleiben. Dies schont Ressourcen und ermöglicht zugleich die Produktion von Kathodenmaterialien in Europa mit einem deutlich niedrigeren CO2-Fußabdruck im Vergleich zum Industriestandard. Am Standort Schwarzheide, wo derzeit bereits eine Anlage für Kathodenmaterialien entsteht, errichten wir bis 2023 zusätzlich eine Prototypenanlage für das Recycling von Batterien. Dort sollen neue Betriebsverfahren entwickelt und bestehende Technologien optimiert werden, um eine höhere Rückgewinnung von Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan aus ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien zu erreichen. Gleichzeitig sollen in der Anlage auch Metalle aus Produkten von Zellherstellern und Herstellern von Batteriematerialien recycelt werden, die nicht den Produktspezifikationen entsprechen.

Mineralische Rohstoffe

Wir beziehen eine Vielzahl mineralischer Rohstoffe, die wir zum Beispiel für die Herstellung von Fahrzeug- und Prozesskatalysatoren oder zur Produktion von Batteriematerialien nutzen. Wir entwickeln unsere Produkte und Prozesse stetig weiter, um den Verbrauch mineralischer Primärrohstoffe so gering wie möglich zu halten. Gleichzeitig treiben wir das Recycling mineralischer Rohstoffe voran, zum Beispiel, indem wir Platinmetalle aus Fahrzeug- und Prozesskatalysatoren zurückgewinnen und als Sekundärrohstoffe wiederverwenden (siehe Abschnitt „Recycelte Rohstoffe“).

BASF ist die verantwortungsvolle Beschaffung mineralischer Rohstoffe wichtig. Die Anforderungen der EU-Verordnung zu Konfliktmineralien haben wir fristgerecht zum 1. Januar 2021 erfüllt. Sie regelt bei Importen in die EU die Sorgfaltspflichten in der Lieferkette von Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold (3TG) aus Konfliktregionen und Hochrisikogebieten (CAHRAs). Ergänzend zu unserem Verhaltenskodex für Lieferanten haben wir im Jahr 2021 eine gruppenweit gültige Lieferkettenpolitik für Konfliktmineralien eingeführt. Sie enthält Erwartungen an unsere Lieferanten aus CAHRAs und beschreibt darüber hinaus Selbstverpflichtungen.

Neben der verantwortungsvollen Beschaffung von 3TG-Mineralien engagiert sich BASF bei weiteren mineralischen Rohstoffen für verantwortungsvolle und nachhaltige globale Lieferketten. Hierzu zählt Kobalt, eine Schlüsselkomponente bei der Herstellung von Batteriematerialien unter anderem für Elektrofahrzeuge. Unsere Kobalt-Lieferkette organisieren wir nach speziellen Nachhaltigkeitsrichtlinien. Dabei ist unser Ziel, kein Kobalt aus Kleinstminen zu beziehen und dies auch in der Lieferkette ausschließen zu können, solange keine verantwortungsvolle Kleinstproduktion nachgewiesen werden kann.

Gemeinsam mit BMW, Samsung SDI, Samsung Electronics, Volkswagen und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beteiligen wir uns bereits seit 2018 an der branchenübergreifenden Initiative „Cobalt for Development“. Sie soll helfen, die Arbeits- und Lebensbedingungen im Kleinstbergbau in der Demokratischen Republik Kongo zu verbessern. Hierzu setzt die Initiative unter anderem auf Weiterbildungen, die wichtige Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte für verantwortungsvolle Bergbaupraktiken vermitteln. Beginnend im Oktober 2020 nahmen seither 14 Minenkooperativen in Kolwezi an Schulungen zu Themen wie Arbeitssicherheit und Umweltmanagement teil. Darüber hinaus arbeitet „Cobalt for Development“ eng mit lokalen Nichtregierungsorganisationen sowie der Good Shepherd International Foundation zusammen, um Einkommensmöglichkeiten für Familien zu erweitern und Bildungsmöglichkeiten zu verbessern. Die gemeinsamen Aktivitäten zeigen laut einer Auswertung der Initiative erste Erfolge: Die Einkommen der seit Projektstart Teilnehmenden stiegen im Durchschnitt ebenso wie deren Ersparnisse. Seit dem Neubau der öffentlichen Grund- und Sekundarschule in Kisote ist inzwischen der Großteil der Kinder in der Schule eingeschrieben. Insgesamt profitieren so bereits mehrere Tausend Mitglieder der teilnehmenden Gemeinschaften. Mit einem im Jahr 2021 abgegebenen Aktionsversprechen („Action Pledge“) zur Beseitigung von Kinderarbeit beteiligt sich die Initiative zudem an einer weltweiten Kampagne der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Drei Minenkooperativen rund um Kolwezi werden bei der Implementierung von Arbeitssicherheitsmaßnahmen und einer Zero-Child-Labor-Richtlinie unterstützt.

Mit Nornickel haben wir einen langfristigen Liefervertrag für die Rohstoffe Nickel und Kobalt aus einer Metallraffinerie in Finnland abgeschlossen. Diese Vereinbarung sorgt für ein zuverlässiges Angebot an lokal geförderten Rohstoffen für die Produktion von Batteriematerialien in Europa. Gemeinsam mit Eramet prüfen wir zudem die Entwicklung eines hochmodernen hydrometallurgischen Raffineriekomplexes in Indonesien, der ab Mitte der 2020er Jahre den Zugang zu verantwortungsvoll gewonnenem Nickel und Kobalt sichern soll.

Um Nachhaltigkeit und Innovationen in der Wertschöpfungskette für Batterien zu stärken, bringen wir uns darüber hinaus in verschiedene internationale Initiativen ein. Hierzu zählt die Global Battery Alliance (GBA), die wir 2017 mitgegründet haben. Sie fördert den Dialog zwischen Unternehmen, Regierungen und Zivilgesellschaft und entwickelt Standards und Instrumente, um die Wertschöpfungskette für Batterien sozial verantwortlich, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig sowie innovativ zu gestalten. So arbeitet BASF mit der GBA zum Beispiel an einem Batteriepass. Als „digitaler Zwilling“ soll dieser künftig Informationen zur Nachhaltigkeit einer Batterie enthalten und so die Transparenz in der Wertschöpfungskette steigern. Auch die GBA beteiligt sich mit einem Aktionsversprechen an der ILO-Kampagne gegen Kinderarbeit, ebenfalls mit Fokus auf der Demokratischen Republik Kongo. Darüber hinaus engagiert sich BASF als Mitglied der Responsible Minerals Initiative.

Gemeinsam mit Daimler, Fairphone und Volkswagen haben wir im Jahr 2021 zudem die Responsible Lithium Partnership gestartet. Sie setzt sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen im chilenischen Salar de Atacama ein. Dort befinden sich die weltweit größten Lithium-Reserven und ein wesentlicher Teil der globalen Produktion. In einem ersten Schritt wurde die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beauftragt, eine lokale Multi-Stakeholder-Plattform zu den Chancen und Risiken des Lithium-Abbaus und anderer wirtschaftlicher Aktivitäten wie Kupferbergbau oder Tourismus zu organisieren. Ziel der Plattform ist es, ein gemeinsames Verständnis zum Status quo zu erreichen und gemeinsam eine Vision für die Zukunft des Wassereinzugsgebiets des Salar de Atacama zu entwickeln. Darüber hinaus sollen durch die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Aktionspläne potenzielle Risiken gemindert und Chancen gefördert werden.

Ein weiterer mineralischer Rohstoff, der bei BASF verarbeitet wird, ist Mica. Wir verwenden sowohl Roh-Mica als auch Effektpigmente auf Basis von Mica, hauptsächlich zur Herstellung von Lacken. Wir sind uns der sozialen Verantwortung bei der Beschaffung von Mica bewusst und setzen uns hohe Standards, die unter anderem Kinderarbeit ausschließen. Unsere Lieferanten fordern wir dazu auf, Mica in Übereinstimmung mit unserem Verhaltenskodex für Lieferanten zu beschaffen. Als Mitglied der „Responsible Mica Initiative“ (RMI) setzen wir uns aktiv dafür ein, Kinderarbeit und inakzeptable Arbeitsbedingungen speziell in der indischen Mica-Lieferkette zu beseitigen. Im Fokus der Initiative stehen Arbeitsstandards, die Stärkung lokaler Gemeinschaften sowie rechtliche Rahmenbedingungen. Wie eine Erhebung der RMI zeigt, haben die Aktivitäten in den entsprechenden Gebieten Indiens bereits zu besseren Einkommens- und Lebensverhältnissen geführt. Hierzu zählen etwa der verbesserte Zugang zu sauberem Trinkwasser durch die Installation von Pumpen und Filteranlagen oder ein verbesserter Zugang zur Gesundheitsversorgung durch Arztbesuche in Dörfern und die Aufnahme in öffentliche Krankenversicherungen.

Mehr zu „Cobalt for Development“:

Steamcracker
Steamcracker sind Anlagen, in denen unter Zuhilfenahme von Dampf (englisch: steam) Naphtha (Rohbenzin) oder Erdgas aufgespaltet (englisch: to crack) wird. Die entstehenden Petrochemikalien sind Ausgangsprodukte für die Herstellung eines Großteils der Erzeugnisse von BASF.
Verbund
Im BASF-Verbund sind Anlagen intelligent verbunden. In diesem System laufen chemische Prozesse mit geringem Energieeinsatz und hoher Produktausbeute ressourcenschonend ab. Die Nebenprodukte einer Anlage dienen an einer anderen Stelle als Einsatzstoff, wodurch effiziente Wertschöpfungsketten entstehen – von Grundchemikalien bis hin zu hochveredelten Produkten wie Lacken oder Pflanzenschutzmitteln. Unser Verbundprinzip – bei Produktion, Technologien, dem Markt und in der Digitalisierung – ermöglicht innovative Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.
Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungsschritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischenstufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.
Ökoeffizienz-Analyse
Die von BASF entwickelte Ökoeffizienz-Analyse ist eine Methode zur Bewertung von Produkten und Verfahren unter ökonomischen und ökologischen Aspekten. Ziel ist der Vergleich von Produkten hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit.

Wie wir Wert schaffen

Interaktive Wertschöpfungsgrafik