BASF-Bericht 2021

Risikomanagementprozess

Der Risikomanagementprozess der BASF-Gruppe orientiert sich am internationalen Risikomanagementstandard COSO II Enterprise Risk Management – Integrated Framework und weist folgende wesent­liche Merkmale auf:

Organisation und Zuständigkeiten

  • Die Verantwortung für das Risikomanagement liegt beim Vorstand. Er definiert zudem die Prozesse zur Genehmigung von Investitionen, Akquisitionen und Devestitionen.
  • Der Vorstand wird durch das Corporate Center unterstützt. Die Corporate-Center-Einheiten Corporate Finance und Corporate Development sowie der Chief Compliance Officer koordinieren den Risikomanagementprozess auf Gruppenebene, betrachten finanzielle und nachhaltigkeitsbezogene Chancen und Risiken und stellen Struktur und geeignete Techniken bereit. So ist das Chancen- und Risikomanagement in die Strategie-, Planungs- und Budgetierungsprozesse integriert.
  • Das Risk Committee von BASF bewertet mindestens zweimal im Jahr gemeinsam das Risikoportfolio der BASF-Gruppe, um eventuelle Anpassungen der Maßnahmen im Rahmen des Risiko­managements zu überprüfen und den Vorstand darüber zu informieren. Mitglieder des Risk Committees sind der President von Corporate Finance (Leitung), der President von Corporate Development, der President von Corporate Legal, Compliance & Insurance sowie die Leiter der Einheiten Corporate Audit, Corporate Environmental Protection, Health & Safety, Corporate Treasury und Group Reporting & Performance Management.
  • Das Management konkreter Chancen und Risiken ist zum überwiegenden Teil an die Unternehmensbereiche, Service- und Forschungseinheiten sowie Regionen delegiert und wird regional oder lokal gesteuert. Das betrifft auch die für BASF relevanten nachhaltigkeitsbezogenen Themen, unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels auf BASF. Ein Netzwerk von Risikomanagern in den Unternehmensbereichen, Service- und Forschungs­einheiten sowie in den Regionen treibt die Implementierung geeigneter Risikomanagementpraktiken im Tagesgeschäft voran. Eine Ausnahme sind finanzwirtschaftliche Risiken. Das Management von Liquiditäts-, Währungs- und Zinsrisiken erfolgt in der Einheit Corporate Finance, das Management von Warenpreisrisiken in der Einheit Global Procurement oder in dazu ermächtigten Gruppengesellschaften.
  • Kurzfristige operative Chancen und Risiken, die in einen Betrachtungs­zeitraum von bis zu einem Jahr fallen, werden der Unternehmensleitung im monatlich von Corporate Finance erstellten Managementbericht gemeldet. Außerdem informiert Corporate Finance halbjährlich über die aggregierte Chancen-Risiko-Exposition der BASF-Gruppe. Für neu auftretende Einzelrisiken, deren Ergebnisauswirkung 10 Millionen € übersteigt, sowie für qualitativ bewertete Risiken mit einer wesentlichen Auswirkung, beispielsweise Reputationsrisiken, besteht darüber hinaus eine unmittelbare Berichtspflicht.
  • Darüber hinaus werden strategische Chancen-Risiken-Analysen mit einem Betrachtungszeitraum von zehn Jahren durch die Einheit Corporate Development im Rahmen der Strategieentwicklung durchgeführt. Sie werden im Zuge des strategischen Controllings jährlich überprüft und gegebenenfalls angepasst. Weiterhin wurden Szenarien entwickelt, um mögliche Entwicklungen über den Zehn-Jahres-Horizont hinaus abzubilden.
  • Der BASF Chief Compliance Officer (CCO) steuert die Umsetzung unseres Compliance-Management-Systems und wird dabei weltweit von weiteren Compliance-Beauftragten unterstützt. Er berichtet regelmäßig an den Vorstand über den Stand der Umsetzung sowie wesentliche Ergebnisse. Außerdem informiert er den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats mindestens einmal jährlich über Status sowie wesentliche Entwicklungen. Über wichtige Ereignisse wird der Prüfungsausschuss durch den Vorstand umgehend informiert.
  • Der Internen Revision (Corporate Audit) obliegt die regelmäßige Prüfung des vom Vorstand nach § 91 Abs. 2 Aktiengesetz eingerichteten Risikomanagementsystems. Darüber hinaus befasst sich der Aufsichtsrat im Rahmen der Überwachung des Vorstands mit der Wirksamkeit des Risikomanagementsystems. Die Eignung des von uns eingerichteten Risikofrüherkennungssystems wird von unserem Abschlussprüfer geprüft.

Instrumente

  • Eine gruppenweit gültige Richtlinie, die Governance, Risk Management, Compliance (GRC) Policy, bildet den Rahmen für das Risikomanagement und wird von den Unternehmensbereichen, Service- und Forschungseinheiten sowie in den Regionen hinsichtlich der geschäftsspezifischen Gegebenheiten konkretisiert.
  • Ein Katalog mit Chancen- und Risikokategorien dient einer möglichst vollständigen Identifikation aller relevanten finanziellen und nachhaltigkeitsbezogenen Chancen und Risiken. Unsere Betrachtung umfasst dabei auch systematisch Chancen und Risiken, deren Auswirkungen wir bislang nicht monetär abbilden können, wie zum Beispiel Reputations- und Klimarisiken. Dazu wurden unter anderem Risiken, die für Unternehmen im Zusammenhang mit dem Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft ent­stehen (Transitionsrisiken), wie auch physische Risiken gemäß Definition der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) in den Katalog aufgenommen.
  • Da globale klimapolitische Zielsetzungen und die Umsetzung entsprechender Maßnahmen eine entscheidende Rolle für das weitere Wachstum der chemischen Industrie und ihrer Kunden­industrien spielen, wurden globale Langzeitszenarien (bis 2050) mit unterschiedlichen globalen Erderwärmungspfaden definiert. Um die Auswirkungen verschiedener Ansätze in der globalen Klima­politik auf unsere Geschäftseinheiten zu bewerten, wurden die Szenarien in Workshops mit den Geschäftseinheiten diskutiert. Die Rückmeldungen werden in die Weiterentwicklung der Szenario­annahmen und -ergebnisse einfließen. Zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit von Investitionen und Geschäftsstrategien wird ein Datensatz mit szenariospezifischen makroökonomischen Parametern bereitgestellt.
  • Für die Erfassung und Bewertung von Risiken nutzen wir standardisierte Bewertungs- und Berichtswerkzeuge. Die Aggregation von Chancen, Risiken und Sensitivitäten auf Unternehmensbereichs- und Konzernebene mittels Monte-Carlo-Simulation hilft, gruppenweite Auswirkungen und Trends zu erkennen. Qualitativ bewertete Risiken aggregieren wir ebenfalls auf Konzernebene anhand eines Risikoportfolios.
  • Unser gruppenweites Compliance-Programm soll die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der unternehmensinternen Richtlinien sicherstellen. Unser globaler Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden verankert diese Standards verbindlich im Unternehmensalltag. Auch die Mitglieder des Vorstands sind diesen Grundsätzen ausdrücklich verpflichtet.

Organisation Risikomanagement der BASF-Gruppe

Organisation Risikomanagement der BASF-Gruppe (Organigramm)

a Die Einheit Corporate Audit ist Teil des Corporate Centers.