BASF-Bericht 2022

Nicht-integrales Öl-und-Gas-Geschäft

BASF hält 72,7 % der Stammaktien an Wintershall Dea AG, während 27,3 % im Besitz von LetterOne sind. Die bisher von BASF gehaltenen Vorzugsaktien wurden am 1. Mai 2022 in Stammaktien umgewandelt.

Makroökonomisches Umfeld

Der Preis für ein Barrel der Referenzrohölsorte Brent betrug im Jahr 2022 durchschnittlich 101 US$ (2021: 71 US$/Barrel). Die Gaspreise an den europäischen Spotmärkten betrugen im Jahresdurchschnitt 124,16 €/MWh (38,01 US$/mmBtu) und waren damit mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr und mehr als zehnmal so hoch wie im Jahr 2020. Grund für den deutlichen Anstieg der Gaspreise war die im Jahr 2022 sehr angespannte Lage am europä­ischen Gasmarkt aufgrund der signifikant reduzierten Gaslieferungen von Russland an die EU.

At-Equity-Ergebnis des Öl-und-Gas-Geschäfts

Der Beitrag der Wintershall Dea AG zum Beteiligungsergebnis im Jahr 2022 betrug –4.853 Millionen € (2021: –344 Millionen €). Darin enthalten waren Sondereinflüsse in Höhe von insgesamt –6.307 Millionen €. Diese resultierten im Wesentlichen aus Wertberichtigungen auf die Vermögenswerte von Wintershall Dea in Russland, auf die Finanzierung von Nord Stream 2, auf die Beteiligung von Wintershall Dea an der Nord Stream AG sowie auf die Vermögenswerte im deutschen Gastransportgeschäft. Im Vorjahr führten niedrigere Öl- und Gaspreis­prognosen sowie eine Devestition von Vermögenswerten in Argen­tinien zu Wertminderungen von 581 Millionen €.

Im Jahr 2022 hat BASF Dividendenzahlungen in Höhe von rund 1 Milliarde € von Wintershall Dea erhalten. Im Vorjahr betrugen die Dividendenzahlungen von Wintershall Dea an BASF 488 Millionen €.

Wintershall Dea hat Produktions-, Entwicklungs1- und Explorationsaktivitäten in den folgenden Ländern:

  • Ägypten (Produktion, Entwicklung, Exploration)
  • Algerien (Produktion)
  • Argentinien (Produktion, Entwicklung)
  • Dänemark (Produktion, Exploration)
  • Deutschland (Produktion, Entwicklung, Exploration)
  • Libyen (Produktion)
  • Mexiko (Produktion, Entwicklung, Exploration)
  • Niederlande (Produktion, Entwicklung, Exploration)
  • Norwegen (Produktion, Entwicklung, Exploration)
  • Russland (die Aktivitäten wurden im vierten Quartal 2022 entkonsolidiert)
  • Vereinigte Arabische Emirate (Entwicklung)
  • Vereinigtes Königreich (Produktion, Entwicklung, Exploration)

Darüber hinaus ist Wintershall Dea im Gastransport aktiv. Dies schließt die über die WIGA Transport Beteiligungs-GmbH & Co. KG gehaltenen Anteile an der GASCADE Gastransport GmbH, der OPAL Gastransport GmbH & Co. KG sowie den direkt von Wintershall Dea AG gehaltenen Anteil an der Nord Stream AG ein.

Aktuelle Entwicklungen im Russland-Geschäft

Aufgrund zunehmender Einschränkungen der Einflussnahme auf ihre Beteiligungen in Russland, vor allem wegen staatlicher Eingriffe, hat Wintershall Dea das Segment Russland im vierten Quartal 2022 entkonsolidiert und in der Folge als finanzielle Vermögenswerte nach IFRS 9 zum beizulegenden Zeitwert erfasst. Dieser Wert wird massiv durch Eingriffe der russischen Regierung, die insbesondere im zweiten Halbjahr 2022 vorgenommen wurden, beeinträchtigt. Daraus ergab sich eine hohe Ergebnisbelastung für Wintershall Dea und die BASF-Gruppe. Zusammen mit weiteren Wert­berichtigungen auf Vermögenswerte mit Russlandbezug – die Beteiligungen von Wintershall Dea an der Nord Stream AG und an der WIGA Transport Beteiligungs-GmbH & Co. KG sowie das Darlehen an die Nord Stream 2 AG – betrug die Sonderbelastung im Ergebnis aus nicht-integralen Beteiligungen, die nach der Equity-Methode bilanziert werden, 6.517 Millionen €. Am 17. Januar 2023 hat Wintershall Dea ihren vollständigen Rückzug aus Russland unter Beachtung aller gesetzlichen Regulierungen angekündigt.

Aktivitäten der Wintershall Dea im Jahr 2022

Die Produktion von Wintershall Dea betrug im Jahr 2022 218 (2021: 231) Millionen boe (barrel of oil equivalent), davon rund 157 (2021: 165) Millionen boe Gas. Das entsprach einer täglichen Produktion von 597 (2021: 634) Tausend boe.

Im Jahr 2022 wurden mehrere Entwicklungsprojekte erfolgreich abgeschlossen, darunter die norwegischen Projekte Nova, Dvalin und Njord. Die Produktion von Nova und Njord wurde im Juli beziehungsweise Dezember 2022 begonnen; Dvalin soll Anfang 2023 in Betrieb gehen.

Für die norwegischen Projekte Dvalin North und Maria Phase 2 wurden Ende 2022 die Genehmigungen zur Feldesentwicklung beantragt. Zur weiteren Entwicklung von CMA-1 in Argentinien hat das CMA-1-Konsortium im Oktober 2022 die finale Investitions­entscheidung für das Projekt Fénix Gas getroffen.

Im Jahr 2022 hat Wintershall Dea 14 Explorationsbohrungen abgeschlossen, von denen die Hälfte fündig war. Das Ergebnis einer Bohrung steht noch aus.

Anfang des Jahres 2022 schloss Wintershall Dea eine Vereinbarung zur Veräußerung ihres 50 %-Anteils an den eigenoperierten unkonventionellen Ölvorkommen in Argentinien ab und beschloss die Beendigung ihrer Aktivitäten in Brasilien.

Im Februar 2022 hat Wintershall Dea bekannt gegeben, dass sie rückwirkend zum 1. Januar 2022 ihre Anteile an Konzessionen im Golf von Suez an die Egyptian General Petroleum Corporation, Kairo/Ägypten, veräußert hat.

Im Oktober 2022 hat Wintershall Dea mit Hokchi Energy, der mexikanischen Tochtergesellschaft von Pan American Energy, eine Vereinbarung über den Erwerb einer Beteiligung von 37 % am Hokchi-Produktions­block unterzeichnet.

Im November 2022 hat Wintershall Dea das eigenoperierte Ölfeld Brage, die Beteiligung an dem Ölfeld Ivar Aasen und die Beteiligung in Höhe von 6 % am Feldesentwicklungsprojekt Nova an OKEA, Trondheim/Norwegen, verkauft.

Im Rahmen ihrer Klimastrategie will Wintershall Dea ihre Emis­sionen 2 aus den Upstream-Aktivitäten bis 2030 auf netto-null bringen. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in verschiedene Projekte, die zur globalen Dekarbonisierung beitragen sollen.

Wintershall Dea hat mit mehreren Partnern das Projekt BlueHyNow an der deutschen Nordseeküste in Wilhelmshaven angestoßen, bei dem Wasserstoff aus Erdgas gewonnen werden soll. Das bei der Wasserstoffherstellung abgeschiedene CO2 soll über den Seeweg zu Lagerstätten in Norwegen und Dänemark transportiert und dort unterirdisch eingelagert werden.

Zusammen mit Equinor, Stavanger/Norwegen, plant Wintershall Dea, die gemeinsame Entwicklung einer umfassenden und sicheren Wertschöpfungskette für die Abscheidung, den Transport und die unterseeische Speicherung von CO2 voranzutreiben (Projekt Nor-Ge). Das Projekt soll kontinentaleuropäische CO2-Emittenten mit Offshore-Lagerstätten auf dem norwegischen Festlandsockel verbinden.

Wintershall Dea und der Partner CapeOmega, Bergen/Norwegen, haben vom norwegischen Ministerium für Erdöl und Energie den Zuschlag für eine CO2-Speicherlizenz in der norwegischen Nordsee erhalten. Wintershall Dea wird Betriebsführer dieser Lizenz sein, die ein geschätztes CO2-Speicherpotenzial von bis zu 5 Millionen Tonnen pro Jahr hat.

Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine ist ein Börsen­gang von Wintershall Dea AG unter den aktuellen Rahmenbedingungen kaum realisierbar. BASF steht zu ihrem strategischen Ziel, ihre Anteile an Wintershall Dea zu veräußern, und strebt entsprechend weiterhin einen Börsengang (Initial Public Offering, IPO) von Wintershall Dea an.

1 Entwicklungsaktivitäten beinhalten Projekte vor und nach Final Investment Decision.

2 Betrifft Scope-1- und Scope-2-Emissionen in eigenoperierten und nicht eigenoperierten Upstream-Aktivitäten entsprechend der anteiligen Produktion von Wintershall Dea

Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungs­schritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischen­stufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.

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